Feine Stoffe nähen |
Sie gehören zu den wertvollsten Modestoffen der Welt: reine Seide und Seidenmischgewebe.
Bevor Sie einen Seidenstoff zuschneiden, falten Sie ihn auseinander und bügeln den Mittelbruch. Denn andernfalls bleibt dieser Bruch selbst nach mehrmaligem Waschen und Bügeln sichtbar. Lässt sich der Mittelbruch durch Bügeln nicht beseitigen, schneiden Sie den Stoff möglichst ohne diesen Bruch zu.
Um den Seidenstoff zu schützen, ist es ratsam, eine Gewebeeinlage zum Aufbügeln zu verwenden. Im Fachhandel erhalten Sie dafür spezielle halbtransparente Gewebeeinlagen. Sie kann mit mäßiger Temperatur selbst auf sehr feine, transparente Seidenstoffe trocken aufgebügelt werden. Weil Chiffon sich kräuselt, wenn er mit Wasser in Berührung kommt, benutzen Sie Dampfbügeleisen nur mit leerem Tank. Und achten Sie unbedingt darauf, dass die Bügeleisensohle keine Kratzer hat. Sie könnten den Seidenstoff beschädigen. Zum Schutz sollten Sie Seidenpapier zwischen Stoff und Bügeleisen legen.
Mithilfe eines glatten Kopier-Rädchens oder mit Kopier-Papier übertragen Sie die Nahtlinien. Bei hellen oder transparenten Seidenstoffen sollten Sie nur weißes Kopier-Papier verwenden, denn Papier in einer Kontrastfarbe könnte auch auf der rechten Stoffseite zu sehen sein. Sicherheitshalber probieren Sie das Kopier-Papier an einem kleinen Stoffrest aus. Bei einfarbigen Chiffons ist das Kopieren nicht möglich, weil die Linien des Rädchens auf die rechte Stoffseite durchscheinen würden. Und markieren Sie die Nahtlinien immer nur auf der linken Stoffseite.
Für das Zuschneiden der Seidenstoffe ist der Einsatz von Rollschneider und Schneidematte ideal. Denn bei dieser Methode bewegen Sie den Stoff beim Schneiden nicht. Die Schnitteile fixieren Sie zuvor mit Gewichten. Ziehen Sie hingegen den Zuschnitt mit der Schere vor, nutzen Sie eine Schneiderschere mit gebogenem Griff. Damit heben Sie den Stoff beim Schneiden kaum an. Wichtig ist, dass Sie beim Zuschneiden eine rutschhemmende Unterlage verwenden wie ein Tuch aus Baumwolle oder Leinen.
Zum Feststecken der Schnittteile verwenden Sie bitte nur dünne Stecknadeln mit einwandfreier Spitze, die den Stoff nicht beschädigen.
Bei herkömmlichen Seidenstoffen sollten Sie eine 55er Seidenkrepp Georgette verwenden, bei sehr zarten Seidenstoffen hingegen eine 60er oder 70er Microtexnadel. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Nadel eine absolut unbeschädigte Spitze hat. Denn eine defekte Nadelspitze kann Fäden ziehen oder den Seidenstoff beschädigen. Daher die Nadel mit den Fingerkuppen auf Unebenheiten prüfen und im Zweifel eine neue Nadel verwenden.
Nähen Sie mit einer Stichlänge von 2,5 mm. Bei größeren Stichen könnte sich die Naht zusammenziehen. Als Garn eignet sich insbesondere ein feines Maschinenstick- oder Maschinenstopfgarn mit einer Fadenstärke 100 oder 120. Es gilt: Je höher die Angabe der Fadenstärke, desto feiner ist das Garn.
Auch die richtige Fadenspannung ist beim Nähen von leichten, feinen Stoffen sehr wichtig. Als Nähmaschineneinstellung wählen Sie Auto. Für den Geradstich wählen Sie die Stichlänge von ca. 2,5 mm.
Bei Nähmaschinen ohne größere Stichauswahl sollten Sie die Versäuberungsnaht mit dem elastischen Zickzackstich von 1 bis 1,5 mm und einer Stichbreite von 3-4 mm nähen. Computermaschinen verfügen über gewisse Abkettelstiche, die Sie zum Beispiel auf der W6 WERTARBEIT Internetseite unter dem Schlagwort Hilfe bei dem jeweiligen Maschinentyp finden.
Beim Steppen legen Sie Seidenpapier oder wasserlösliches Vlies z. B. von W6 WERTARBEIT am Nahtanfang oder entlang der gesamten Naht unter den Stoff. Das stabilisiert ihn und verhindert, dass der Transporteur Fäden zieht. Nach dem Nähen können Sie es vorsichtig abreißen. Übrigens: Das Unterlegen von Seidenpapier verhindert bei elastischen Stoffen, dass sie sich beim Nähen ausdehnen und wellig werden.
Für ein sauberes Innenleben des genähten Stücks müssen Sie die Nähte sorgfältig versäubern. Am schnellsten geht dies mit einer Overlockmaschine. Alternativ können Sie ungefähr 5 mm neben der Nahtzugabenkante mit einem elastischen Zickzackstich nähen. Anschließend schneiden Sie die Zugabe entlang den Stichen ab.
Doppelnähte wirken besonders edel. Die sogenannte Französische Naht eignet sich hervorragend für Seidenstoffe, Kleidungsstücke ohne Futter oder mit sichtbaren Innennähten. Gearbeitet wird die Französische Naht wie folgt:
Die fertige Naht ist innenliegend, sauber, gerade und ohne Fransen. Und auch auf rechts gewendet sieht sie makellos aus.
Haben Sie weitere Tipps, wie sich feine Seidenstoffe leicht zuschneiden und nähen lassen? Wie nehmen Ihre Anregungen gern entgegen. Bitte mailen Sie Ihre Hinweise an info@w6-wertarbeit.de
Seide ist die einzige in der Natur vorkommende textile Endlos-Faser und besteht hauptsächlich aus Protein. Gewonnen wird sie aus den Kokons der Seidenraupe,der Larve des Seidenspinners, einer Schmetterlingsart.
Eine Raupe verpuppt sich, indem sie die Seide in speziellen Drüsen im Maul produziert. Diesen Seidenfaden legt sie in großen Schlaufen in bis zu 300.000 Windungen um sich herum.
In Zuchtanlagen werden die Raupen vor dem Schlüpfen durch Wasserdampf getötet, um zu verhindern, dass sie die Kokons zerbeissen.
Um 250 g Seidenfaden zu erhalten, werden um die 3000 Kokons benötigt, das entspricht etwa einem Kilogramm.